Ned Kelly

*Juni 1855 Beveridge (Australien) †11.11.1880 Melbourne (Australien) Gebiet: Australien

Irischstämmiger australischer Volksheld. Überfällt mit seinen Brüdern unblutig Banken, verbrennt Schuldscheine, verteilt das Geld um. Schützt sich gegen Polizisten und Soldaten mit selbst geschweißten eisernen Rüstungen. Die von 60.000 Einwohnern Victorias unterzeichnete Petition gegen seine Hinrichtung kann an seinem frühzeitigen Tod nichts ändern. Such is life.

Such is life

Der irischstämmige Edward „Ned“ Kelly ist zu seinen Lebzeiten einer der meistgesuchten Outlaws des Kontinents und seit seinem Tod Bestandteil australischer Folklore.

Bereits sein Vater John „Red“ Kelly, der von britischen Behörden als Strafgefangener von Irland nach Tasmanien gebracht wird, stirbt an der sich verselbständigenden Mischung aus Armut, Widerstand gegen die Kolonialbehörden und unbarmherziger Verfolgung. Obwohl er einen ihm vorgeworfenen Kuhdiebstahl nachweislich nicht begeht, sondern bloß das Brandzeichen entfernt hat, wird er verurteilt. Die Geldstrafe von 25 Pfund kann er jedoch nicht bezahlen und muss sie ersatzweise im Gefängnis absitzen. Als er 1866 entlassen wird, ist seine Gesundheit derart angeschlagen, dass er kurz danach stirbt.

Ned Kelly, der älteste von acht Geschwistern, ist nun als erst 12jähriger der „Mann im Hause“ und verlässt die Schule, um zum Unterhalt der Familie beizutragen. Dies geschieht u.a. auch durch kleinere Vergehen, weshalb er 1869 wegen Diebstahls zum ersten Mal verhaftet, aber nicht schuldig gesprochen, und 1870 wegen eines Überfalls zu sechs Monaten Zwangsarbeit erstmals verurteilt wird. Drei Wochen nach seiner Freilassung wird er erneut verhaftet, diesmal wegen einem Pferdediebstahl, den nicht er, sondern der Familienfreund Isaiah „Wild“ Wright, verübt hat. Ned wird mit drei Jahren Zwangsarbeit bestraft.

Nach der Entlassung fordert Ned seinen Kumpel „Wild“ Wright zu einem auf 20 Runden angesetzten Boxkampf heraus (und gewinnt). Dan Kelly, sein 1861 geborener jüngster Bruder, ist in der Zwischenzeit ebenfalls als Viehdieb tätig und mit ihm bestiehlt Ned die lokalen Großgrund- und Viehbesitzer, was den lokalen Behörden nicht entgeht. Superintendent Nicholson vermerkt in einem Polizeireport, dass „die Kelly-Gang aus der Nachbarschaft entfernt und ins Gefängnis von Pentridge geschafft werden muss, und sei es für ein geringfügiges Vergehen. Das wird ihnen ihre Auffälligkeiten austreiben". Zu auffällig benimmt sich 1878 allerdings der Polizist Alexander Fitzpatrick, als er Ned`s Schwester Kate entschieden zu Nahe treten will, worauf er von den Kellies aus deren Haus verjagt wird. Ein Schlüsselereignis, denn Fitzpatrick beschuldigt nun Ned des versuchten Mordes, obwohl Ned zu jenem Zeitpunkt gar nicht anwesend war. Die Mutter wird für drei Jahre ins Gefängnis gesteckt, Ned und Dan Kelly tauchen unter. Fitzpatrick wird später wegen falscher Aussage in einem anderen Fall und wegen Alkoholismus aus dem Polizeidienst entlassen.

Von der Polizei gesucht, verstecken sich die Kellybrüder und zwei weitere Freunde im weitläufigen australischen Busch. Als die Behörden anfangen, auch Unschuldige aus dem Umkreis der Kellies zu verhaften, beginnen diese, um Geld für deren Freikauf zu haben, genauso listenreich wie unblutig Banken zu überfallen. Nebenbei werden dabei natürlich auch Schuldscheine verbrannt. Bei einer der unzähligen Suchaktionen wird die Bande von Polizisten aufgespürt, erweist sich aber bei der folgenden Schießerei als geschickter. Drei Polizisten verlieren ihr Leben. Die Kellies gelten ab nun von Gesetz aus als vogelfreie Outlaws. Sie schweißen sich 40-50kg schwere eiserne Rüstungen, die von Gewehrschüssen nicht durchdrungen werden können. Mit diesen sind sie, wie sich bei einer weiteren mörderischen Zusammenkunft zeigt, sogar Soldaten überlegen. Ned gelingt es, bei einem der folgenden Banküberfälle einen sehr ausführlichen, öffentlichen Brief aufzusetzen, den er, des Schreibens selbst nicht mächtig, einer der Geiseln diktiert. Darin weist er nicht nur auf seine, sondern ausdrücklich auch auf die ungerechte Behandlung weiter (irischer) Bevölkerungsschichten, hin.

Schlussendlich weiß die Bande, dass es kein Entkommen gibt. Sie verschanzt sich samt Geiseln, mit denen - wie schon bei früheren Aktionen - heftig getrunken und getanzt wird, in einem Hotel in Glenrowan. Ihr Versuch, einen ganzen Eisenbahnzug voller Polizisten von den Gleisen zu bringen, scheitert am Verrat durch den örtlichen Schulmeister. Die folgende Schießerei dauert acht Stunden und endet mit dem Ausfall der Bande in voller Metallpanzerung. Ein Polizist wird verwundet, Neds drei Gefährten sterben, er selbst geht, mit 28 Ein- und Durchschüssen in den Beinen, in die Knie. Zwei Geiseln sterben durch mutwillige Schüsse eines Sergeants, der nichts von einem vorsätzlichen Mord wissen will („I have just shot Mrs Jones in the tits!“) und für diese Tat auch tatsächlich mit 290 Pfund belohnt wird.

Ned Kelly wird noch im selben Jahr verurteilt und gehängt. Die von 60.000 Bürgern und Bürgerinnen Victorias gezeichnete Petition gegen die Hinrichtung kann daran nichts ändern. „Such is life“ sagt auch Ned Kelly am Weg zum Schafott.


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