Salvador Puig Antich

*30.5.1948 Barcelona †2.3.1974 Barcelona Gebiet: Spanien

Salvador Puig Antich war ein katalanischer Anarchist und der letzte politische Gefangene Spaniens, der durch die Garrotte (Würgeschraube) grausam hingerichtet wurde. Bis 1975 sind politische Gefangene der faschistischen Franco-Diktatur hingerichtet worden, zumeist durch Erschießung.

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Jung…
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…und wild
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Salvador Puig Antich
Salvador Puig Antich
Unter Franco sind in Spanien hundertausende Oppositionelle hingerichtet worden
Unter Franco sind in Spanien hundertausende Oppositionelle hingerichtet worden
Als Dank darf Franco Himmler, Hitler … und später Eisenhower & Co die Hände schütteln. Spanien wird nicht nur zum Versuchslabor für den Zweiten Weltkrieg sondern auch für den Neoliberalismus
Als Dank darf Franco Himmler, Hitler … und später Eisenhower & Co die Hände schütteln. Spanien wird nicht nur zum Versuchslabor für den Zweiten Weltkrieg sondern auch für den Neoliberalismus
Salvador Puig Antich ist in Katalonien unvergessen
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"Was verkaufen wir? - Nichts! Was wollen wir? - Alles!" MIL_1968
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Gleichzeitig mit Salvador Puig Antich wird auch Georg Michael Welzel vom spanischen Staat umgebracht. Wikipedia weiss: Georg Michael Welzel (11. April 1944 in Cottbus - 2. März 1974 in Tarragona) war ein DDR-Flüchtling und eines der letzten Opfer der Todesstrafe in Spanien. Er wurde unter dem Namen Heinz Ches in der Haftanstalt von Tarragona hingerichtet. Etwa zeitgleich fand in Barcelona die Hinrichtung des Anarchisten Puig Antich statt. Zwischen 1964 und 1970 wurde Welzel dreimal wegen versuchter Republikflucht festgenommen. Praktisch die gesamte Zeit von 1964 bis 1972 verbrachte er in Gefängnissen der DDR. Nachdem die Bundesrepublik ihn freigekauft hatte, besorgte er sich einen falschen Reisepass auf den Namen Klaus Hermann Rudolf Sackman, mit dem er im September 1972 über Frankreich und Port Bou nach Spanien reiste. Seine Familie blieb in der DDR. Am 13. Dezember 1972 schoss er im Hafen von Barcelona auf einen Angehörigen der Guardia Civil, der dabei schwer verletzt wurde. Am 19. Dezember 1972 betrat ein Beamter der Guardia Civil ein Café in Tarragona, in dem Welzel saß. Welzel erschoss ihn ohne Vorwarnung mit einem gestohlenen Gewehr. Beim Verhör gab er zu, geschossen zu haben, bestritt aber jede Tötungsabsicht. Bei den Vernehmungen behauptete Welzel, Heinz Ches (andere Schreibweise: Chez) zu heißen, und im Jahr 1939 in Stettin geboren zu sein. Warum er seine Identität verschleierte, bleibt unklar. Interpol meldete zwar an die spanischen Behörden die wahre Identität Welzels, allerdings nahm die spanische Gerichtsbarkeit die Information entweder nicht zur Kenntnis oder ignorierte sie. Vermutungen gehen dahin, dass er entweder Druck der DDR-Behörden auf seine Familie befürchtete oder sich seiner Tat schämte. Auch die Spanier hatten kein Interesse an der Veröffentlichung der wahren Identität, möglicherweise weil diplomatische Verwicklungen mit der Bundesrepublik Deutschland befürchtet wurden. Im Verfahren selbst vertrat ihn ein junger Verteidiger, dem der Fall in einer Bar angedient wurde. Niemand legte Berufung gegen das am 6. September 1973 verhängte Todesurteil ein. Die Hinrichtung dauerte länger als gewöhnlich, da der Henker den Umgang mit der Garrotte nicht beherrschte. Vom Beginn der Hinrichtung bis zum Eintritt des Todes benötigte der Henker mehrere Versuche, die insgesamt eine halbe Stunde andauerten. Zu dem Hintergrund der Hinrichtung gibt es folgende Vermutung: Nachdem die ETA Francos designierten Nachfolger Luis Carrero Blanco ermordet hatte, wollte das Regime ein Exempel statuieren. Der Anarchist Puig Antich sollte deshalb hingerichtet werden. Um den Fall allerdings nicht nur als politischen Prozess erscheinen zu lassen, sollte ebenfalls ein "gewöhnlicher Krimineller" getötet werden. Die Tatsache, dass er offiziell weder Freunde noch Angehörige hatte und aus einem Land kam, zu dem das franquistische Spanien keine diplomatischen Beziehungen unterhielt, erleichterten das Vorgehen. Welzel hinterließ drei Kinder, die erst nach der Wende von seinem Schicksal erfuhren.
Gleichzeitig mit Salvador Puig Antich wird auch Georg Michael Welzel vom spanischen Staat umgebracht. Wikipedia weiss: Georg Michael Welzel (11. April 1944 in Cottbus - 2. März 1974 in Tarragona) war ein DDR-Flüchtling und eines der letzten Opfer der Todesstrafe in Spanien. Er wurde unter dem Namen Heinz Ches in der Haftanstalt von Tarragona hingerichtet. Etwa zeitgleich fand in Barcelona die Hinrichtung des Anarchisten Puig Antich statt. Zwischen 1964 und 1970 wurde Welzel dreimal wegen versuchter Republikflucht festgenommen. Praktisch die gesamte Zeit von 1964 bis 1972 verbrachte er in Gefängnissen der DDR. Nachdem die Bundesrepublik ihn freigekauft hatte, besorgte er sich einen falschen Reisepass auf den Namen Klaus Hermann Rudolf Sackman, mit dem er im September 1972 über Frankreich und Port Bou nach Spanien reiste. Seine Familie blieb in der DDR. Am 13. Dezember 1972 schoss er im Hafen von Barcelona auf einen Angehörigen der Guardia Civil, der dabei schwer verletzt wurde. Am 19. Dezember 1972 betrat ein Beamter der Guardia Civil ein Café in Tarragona, in dem Welzel saß. Welzel erschoss ihn ohne Vorwarnung mit einem gestohlenen Gewehr. Beim Verhör gab er zu, geschossen zu haben, bestritt aber jede Tötungsabsicht. Bei den Vernehmungen behauptete Welzel, Heinz Ches (andere Schreibweise: Chez) zu heißen, und im Jahr 1939 in Stettin geboren zu sein. Warum er seine Identität verschleierte, bleibt unklar. Interpol meldete zwar an die spanischen Behörden die wahre Identität Welzels, allerdings nahm die spanische Gerichtsbarkeit die Information entweder nicht zur Kenntnis oder ignorierte sie. Vermutungen gehen dahin, dass er entweder Druck der DDR-Behörden auf seine Familie befürchtete oder sich seiner Tat schämte. Auch die Spanier hatten kein Interesse an der Veröffentlichung der wahren Identität, möglicherweise weil diplomatische Verwicklungen mit der Bundesrepublik Deutschland befürchtet wurden. Im Verfahren selbst vertrat ihn ein junger Verteidiger, dem der Fall in einer Bar angedient wurde. Niemand legte Berufung gegen das am 6. September 1973 verhängte Todesurteil ein. Die Hinrichtung dauerte länger als gewöhnlich, da der Henker den Umgang mit der Garrotte nicht beherrschte. Vom Beginn der Hinrichtung bis zum Eintritt des Todes benötigte der Henker mehrere Versuche, die insgesamt eine halbe Stunde andauerten. Zu dem Hintergrund der Hinrichtung gibt es folgende Vermutung: Nachdem die ETA Francos designierten Nachfolger Luis Carrero Blanco ermordet hatte, wollte das Regime ein Exempel statuieren. Der Anarchist Puig Antich sollte deshalb hingerichtet werden. Um den Fall allerdings nicht nur als politischen Prozess erscheinen zu lassen, sollte ebenfalls ein "gewöhnlicher Krimineller" getötet werden. Die Tatsache, dass er offiziell weder Freunde noch Angehörige hatte und aus einem Land kam, zu dem das franquistische Spanien keine diplomatischen Beziehungen unterhielt, erleichterten das Vorgehen. Welzel hinterließ drei Kinder, die erst nach der Wende von seinem Schicksal erfuhren.

Viva La Anarquía

1948 als drittes von insgesamt sechs Kindern einer Arbeiterfamilie in Barcelona geboren, eignet sich Antich früh politisches Denken und praktischen Widerstand gegen die Unterdrückung an. Bereits sein Vater ist während der Zweiten Republik Aktivist der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung und überlebt nach dem Sieg der Franquisten im spanischen Bürgerkrieg 1939 in französischen Internierungslagern. Nach Proklamation des Vichy-Regimes wurden allerdings tausende Spanier aus den französischen Konzentrationslagern ins Nazireich oder nach Spanien deportiert, 5.000 ehemalige Spanienkämpfer kommen z.B. alleine in Mauthausen um. Nach Spanien zurückgekehrt, wird Antichs Vater zunächst zum Tode verurteilt und nur im letzten Moment begnadigt. Es wird gemeinhin angenommen, dass Salvador Puig Antich nach seinem eigenen Todesurteil 1975 nicht um Gnade bittet, da er nicht wie sein Vater enden will, der nach der Begnadigung sein restliches Leben ein „gebrochener Mann“ und an politischem Kampf nicht mehr interessiert ist. Salvador will lieber sterben als so zu enden ...

Nach 1939 gibt es in Spanien über 150.000 Exekutionen oppositioneller Regimegegner. Die Einheitspartei Francos und seine korporatistischen Organisationen, wie zum Beispiel die Scheingewerkschaft „Sindicato Vertikale“, regieren mit eiserner Faust. Die immer wieder aufflammenden Streiks, Aufstände und Studentenrevolten werden von der schwerbewaffneten „Policia Armada“ und dem Militär erdrückt. Sabotage und Propaganda sowie Gefangenenbefreiungen und Unterstützung von Flüchtlingen und Entflohenen stehen wiederum für die Untergrundbewegung an der Tagesordnung. Bereits während des Zweiten Weltkrieges haben die anarchistischen AktivistInnen eine wesentliche Rolle in der Fluchthilfe für Juden aus ganz Europa übernommen. Miguel García, ein Anarchist, der 22 Jahre im Gefängnis sitzt, berichtet in seinem Buch: „Als wir den Krieg verloren, gingen die, die weiterkämpften, in den Widerstand, aber für die Welt waren wir Widerständler zu Kriminellen geworden.“

Kein Wunder, sind doch die Großmächte, allen voran die USA, auch gar nicht daran interessiert, ihre guten Beziehungen zu Franco und ihre vier Militärbasen in Spanien aufs Spiel zu setzen. Originalzitat Richard Nixon: „General Franco war immer ein treuer Freund und Verbündeter der USA.“ In den 1950ern noch rückständiges Agrarland, wird Spanien mit tatkräftiger Hilfe des IWF ab 1959 ins Industriezeitalter hineingepresst, mit allen fatalen Folgen für die Bevölkerung. Die USA beenden die seit dem Zweiten Weltkrieg praktizierte Isolation Spaniens und legitimieren das faschistische Regime international. Und als strategischer Partner in Lateinamerika hat der Franquismus eine wichtige Vorbildfunktion für viele von den USA installierte Diktaturen, vor allem für die Pinochet-Diktatur in Chile, dem neoliberalen Versuchslabor des IWF. Es könnte also gesagt werden, dass Spanien schließlich nicht nur die Probebühne des Zweiten Weltkrieges dargestellt hat, sondern auch die des Neoliberalismus.

Salvador Puig Antich ist seit frühester Jugend ein sozial engagierter Mensch und der überaus autoritär ausgerichteten Lehrerschaft stets ein Dorn im Auge. Es folgt die eine oder andere Episode und Schulversetzung, bis er schließlich in einer Salesianerschule seinen Abschluss machen kann. Dort freundet er sich auch mit Pater Manero an, der ihm in den letzten Stunden seines Lebens beistehen wird. Antich schreibt sich an einer Hochschule für Wirtschaftswissenschaften ein, merkt aber bald, dass er bei Philosophie und Literatur besser aufgehoben ist. In diesem von den Situationisten und ihrer Kommunikationsguerilla geprägten Umfeld, begeistert von den Kämpfen des Pariser Mai 1968 und den bewaffneten Aktionen der baskischen Separatistenbewegung ETA, entschließt sich nun der junge Antich, den aktiven Kampf gegen den Kapitalismus und das faschistische Spanien aufzunehmen.

Nach ersten Schritten in den illegalen „Comisiones Obreras“ (betriebsgewerkschaftliche Arbeiterkommissionen; zunächst noch moskautreu, ab 1960 reformistisch) leistet er noch seinen Militärdienst als Sanitäter auf Ibiza ab. Doch bald danach gründet er mit gleichgesinnten Anarchisten und linksrevolutionären Kommunisten die iberische Befreiungsbewegung MIL („Movimiento Iberico de Liberation“ - MIL steht aber auch für „Tausend“). Diese versteht sich nicht so sehr als „revolutionäre Avantgarde“ sondern vielmehr als Unterstützerin der Arbeiterkämpfe und Streiks, wobei sowohl hierarchische Gesellschaftsstrukturen als auch der gerade in Spanien tief verwurzelte gewerkschaftliche Kampf grundsätzlich kritisch hinterfragt werden. In ihren Verlautbarungen sticht die MIL gegenüber anderen spanischen Untergrundgruppierungen durch Ironie und Humor hervor.

Die MILs überfallen hauptsächlich Banken, um Propagandamaterialien finanzieren zu können, aber auch um Streikende und Arbeiterfamilien zu unterstützen, deren Mitglieder festgenommen wurden. Antich ist meistens als Fahrer dabei. Die Reisen führen auch nach Südfrankreich, wo die MILs sich mit alten Revolutionären der exilierten anarchosyndikalistischen CNT treffen. Als jedoch bei einem Banküberfall einiges aus dem Ruder läuft und ein Bankangestellter erblindet, beschließt die Gruppe kurzerhand sich aufzulösen. Als Anfang 1973 Antichs Mutter stirbt, taucht dieser bedenkenlos aus der Illegalität auf und kümmert sich um seine Familie. Gerade in dieser Phase werden nach einer konzertierten Polizeiaktion drei Aktivisten der MIL gefangen genommen, einer davon verrät nach schweren Folterungen die geheimen Treffpunkte der Gruppe. Der Rest ist polizeiliche Routinearbeit, die Aktion am 25. September 1973 verläuft allerdings nicht nach Plan. Der Subinspector der Guardia Civil, Anguas Barragán, erleidet fünf Durchschüsse und stirbt. Salvador Puig Antich kommt mit einer schweren Verwundung davon.

Eindeutige Indizien weisen darauf hin, dass die tödlichen Schüsse nicht aus Antichs Waffe stammen können. Die Anklage wird jedoch genau in diese Richtung konstruiert. Beweismittel werden unterdrückt, entlastendes Material unterschlagen. Am Jahresende wird Francos Rechte Hand und Graue Eminenz des Franquismus, der Admiral Luis Carrero Blanco, nach dem Besuch einer Morgenmesse samt seinem Auto durch die Wucht der Explosion einer ETA-Bombe über ein fünfstöckiges Haus ins sichere „Karriere-Aus“ geschleudert und stirbt an Ort und Stelle. Das Attentat findet wenige Minuten vor Prozessbeginn gegen zehn Aktivisten der Comisiones Obreras statt ... Antich weiß, dass spätestens jetzt an seiner Todesstrafe nicht gerüttelt werden kann. Mit „ETA m`ha matat (die ETA hat mich umgebracht)“ kommentiert er kurz die Auswirkungen dieser Tat auf seine eigene Situation.

Und so wird auch am 7. Jänner 1974 der 25-jährige Salvador Puig Antich wegen Mordes an einem Guardia Civil Beamten durch ein Militärgericht der Franco-Diktatur zum Tode durch die mittelalterliche Hinrichtungsmethode der „Garrote vil“ verurteilt. Es wird dies das letzte Mal sein, dass diese überaus abstoßende Hinrichtungsart in Spanien angewendet wird, bei der der Hals vorne von einem Metallband verschlossen und eine Würgeschraube von hinten so lange ins Genick gedreht wird, bis die Luftröhre langsam abgeschnürt ist. Am Tag der Hinrichtung wird in den größten Fabriken und Betrieben Barcelonas spontan die Arbeit niedergelegt, gewaltigen Demonstrationen folgen hunderte Verhaftungen. Als weitere Folge werden von Exil-Spaniern und Franzosen die GARI gegründet, die „Grupos de Acción Revolucionaria Internacionalista“, eine Vorläuferin der Action Directe.

35 Jahre später, ab ca. 2007, bemühen sich die Schwestern von Salvador Puig Antich, den Prozess neu aufzurollen und die Revision des Urteils zu erreichen, sozusagen als „wiedergutmachenden“ Akt später Gerechtigkeit. Doch wie zu Zeiten der Diktatur verweigert das System die Revision aufgrund von Unterschlagung, Lüge, Heuchelei, Korruption ... und Mittäterschaft. Es sind Ex-Generäle der Militärdiktatur heute in Amt und Würden im obersten Gerichtshof Spaniens. Die Scheindemokratie Spaniens, die Maske des Hampelmännchens und Großtierjägers Juan Carlos, und sein ganzes korruptes Gesockse, sie alle können das verrottete faschistische Herz dieses kapitalistischen Regimes nur mühsam und zynisch verschleiern. Tausende kämpfen bis zum heutigen Tag mit dem Herzen Salvador Puig Antichs dagegen an.


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