Jules Bonnot

*14.10.1876 Pont-de-Roide (Frankreich) †28.4.1912 Paris (Frankreich) Gebiet: Frankreich, Belgien, Schweiz

Mit einer Gruppe revolutionärer Wassertrinker und Vegetarier führt Bonnot 1911 in Paris den weltweit ersten automobilisierten Banküberfall durch. Weitere Opfer sind Militärs, Wohlhabende und Priester – verschont werden Menschen mit „nützlichen“ Berufen wie Ärzte, Architekten oder Schriftsteller. Sein von 500 Polizisten umstelltes Versteck, muß erst von einer Militäreinheit mit Dynamit in die Luft gejagt werden.

Reprise individuelle

Jules Bonnot ist ein aus ärmlichen Verhältnissen stammender französischer Anarchist und Illegalist. Der Vater ist Analphabet und Gießereiarbeiter, die Mutter stirbt als Jules erst zehn Jahre alt ist. Bereits als 15Jähriger sitzt er seine ersten Haftstrafen wegen Schwarzfischens und einer Prügelei mit einem Polizisten ab.

In den Jahren 1911-12 raubt er, frisch in Paris angekommen, mit einer Gruppe gleichgesinnter Revolutionäre und Tatdürstiger (Kriegsdienstverweigerer, Fälscher, Einbrecher, Italiener) mehrere Banken und vermögende Privatpersonen aus, er be- und erschießt, narrt und provoziert die Polizei - so veröffentlicht z.B. die Zeitung „Le Matin“ seinen mit eigenen Fingerabdrücken gezeichneten Schmähbrief, in dem er u.a. erklärt „Ich weiß, dass ich besiegt und der Schwächste sein werde, aber ich werde sie dafür gut bezahlen lassen und ihren Sieg teuer machen“. Davor ist er in Lyon und Genf tätig, muss die Städte aber jeweils seiner aufwieglerischen Tätigkeiten wegen (Streikorganisation etc.) verlassen. 1910 arbeitet er bei einem mehrmonatigen Aufenthalt in London ironischerweise auch als Chauffeur von Arthur Conan Doyle, dem Erfinder des „Sherlock Holmes“…

Der erste große Coup der als „Bonnot-Bande“ bekannten, aber keinesfalls von Jules Bonnot tatsächlich „angeführten“ Gruppe gelingt am 20. November 1911 mit Hilfe einer „individuell angeeigneten“ - aka gestohlenen - 1910er Limousine der Marke „Delaunay-Belleville“, dem schnittigsten und besten Automobil der Vorkriegszeit. Diese Aktion gilt als der weltweit erste automobilisierte Banküberfall, gut zwei Jahrzehnte bevor es in den USA John „First Public Enemy Number One“ Dillinger und Bonnie & Clyde nachmachen werden. Die Autowahl verwundert übrigens nicht weiter, denn Jules Bonnot ist fachkundiger Mechaniker und achet, da sein anarchotheoretischer Background nicht nur durch Proudhon, Bakunin und Stirner, sondern auch von Nietzsche beeinflusst wird, auf bessere Kleidung und bekommt schnell den Spitznamen „Le Bourgeois“ verliehen. Die technische Überlegenheit der Bande, die sich auch im Besitz hochmoderner Repetierbüchsen äußert, ist im Kampf gegen die Gesetzesmacht („If the cops do not dare to come, we`ll certanly know how to find them“) ein großer Trumpf - zu jener Zeit besitzt die französische Polizei insgesamt bloß vier Automobile und kann ihren Organen zunächst, außer schneller in die Pedalen ihrer Fahrräder zu treten, nur empfehlen „die Reifen mit Säbeln zu zerschlagen“. Opfer der oft tödlichen Überfälle sind die in den Augen der Bonnot-Bande als „Soziale Parasiten“ angesehenen Militärs, Wohlhabende und Priester, verschont werden Menschen mit „nützlichen“ Berufen wie Ärzte, Architekten und Schriftsteller. Als Deckmantel und Planungsort dient eine angemietete Automobilwerkstatt.

Schlussendlich wird Jules Bonnot 1912 doch noch ausfindig gemacht, worauf er sich in einem Haus verschanzt und von mehreren hundert Polizisten belagert und beschossen wird. Noch ehe eine Militäreinheit das Haus mit Dynamit sprengt und er im anschließenden Schussfeuer umkommt, schreibt er sein Testament fertig, in dem er Unschuldige aus seinem Umkreis vor weiterer Verfolgung zu schützen versucht. Der Rest der Bande wird dennoch nach und nach ausgeforscht und zumeist zum Tode oder zu lebenslanger Haft abgeurteilt.


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